Kontrollen und Kontrollintervalle

Nach der Implantation eines Defis ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig und notwendig. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Implantation prüft man deshalb zum ersten Mal, ob das Aggregat richtig sitzt und die implantierten Elektroden nach ihrer Einheilphase weiterhin gute Messwerte aufweisen. Außerdem erfolgt eine Kontrolle der eingestellten Parameter sowie der zwischenzeitlichen Wundheilung. Planmäßig erfolgt anschließend im Abstand von drei bis sechs Monaten eine Routine-Kontrolle Ihres Defis.

Fünf Hinweise, die Sie rund um das Thema „Defi-Kontrolle“ beherzigen sollten:

  1. Bitte nehmen Sie immer Ihren Defi-Ausweis mit. Es ist für den Kardiologen wichtig zu wissen, welches Aggregat und welche Elektroden verbaut sind. So können Sie im Einzelfall besser beraten werden, z.B. auch zu Detailfragen wie der MR-Kompatibilität.
  2. Der Überblick über Ihre Medikamente ist für den Mediziner wichtig. Bitte nehmen Sie deshalb immer Ihren aktuellen Medikationsplan mit. Notieren Sie auf einem Zettel außerdem alle Medikamente, die Sie rezeptfrei in Ihrer Apotheke kaufen und zusätzlich einnehmen.
  3. Vor jeder OP (also auch Auge, Knie oder Hüfte) sollten Sie auf Ihren Defi hinweisen, damit die betreuenden Ärzte und insbesondere der Anästhesist Kenntnis davon haben.
  4. Nach jeder OP oder Prozedur mit Kauterisierung sollten Sie Ihren Defi kontrollieren lassen. Wenn ein Krankenhaus das nicht kann, sollten Sie sich an eine kardiologische Klinik oder eine entsprechend ausgerüstete kardiologische Praxis überweisen lassen. Über die tolerierbare zeitliche Latenz zwischen OP und Defi-Kontrolle berät Sie der Kardiologe.
  5. Wenn die bevorstehende Defi-Kontrolle Sie innerlich aufwühlt oder Ihnen Unbehagen bereitet: Lassen Sie sich von jemandem begleiten, dem oder der Sie vertrauen. Die Kontrolle zu unterlassen, sollte für Sie keine Option sein. Gerade in der aktuellen COVID-19 Pandemie haben einige Patienten Kontrollen ausfallen lassen und damit Probleme verschleppt bzw. sogar verschlechtert.

Sonderkontrollen: Keine Regel ohne Ausnahme

Immer dann, wenn ungeplante Begebenheiten eintreten, kann es außerdem zur Notwendigkeit von Sonderkontrollen kommen. Beispielsweise nach Kardioversionen, nach einer Kauterisierung im Rahmen von OPs, nach einer Bestrahlung, vor/nach einem MRT, nach einer Ablation, unter Therapie bestimmter Medikamente oder auch bei Funktionsproblemen oder Beschwerden am oder mit dem Device. So soll sichergestellt werden, dass keine dieser Begebenheiten Ihren Schutz vor dem Plötzlichen Herztod beeinträchtigt. Eine Sonderuntersuchung gibt es auch immer dann, wenn andere individuelle Gründe vorliegen, weswegen ein Arzt eine solche Sonderkontrolle empfiehlt.

Rahmenbedingungen bei einer Kontrolle

Eine Kontrolluntersuchung ist in jeder Hinsicht gut vorbereitet: Neben dem 12-Kanal-EKG und dem Abfragegerät müssen zum Beispiel Notfallmedikamente und ein externer Defi immer bereitliegen. Auch ein Magnet sowie die Handbücher der Hersteller sind immer vor Ort. Letztere sind bei kniffligen Fällen und bestimmten Programmierungsfragen wichtige und aufgrund der Vielzahl der verschiedenen Aggregate/Hersteller auch manchmal notwendige Hilfen.

1. Anamnese und körperliche Untersuchung

Die Defi-Kontrolle beginnt gewöhnlich mit einer Anamnese und einer körperlichen Untersuchung. Zur Anamnese gehören etwa Fragen nach der aktuellen Medikation, nach einer möglichen Luftnot, Angina Pectoris, Schwindelgefühlen oder sogar Synkopen – also Ohnmachten. Für Dr. Bode ist es außerdem wichtig, von den Patienten zu erfahren, wie sie ihren eigenen Herzschlag wahrnehmen, ob sie etwa Herzrasen oder Herzstolpern verspüren. Außerdem wird bei Patienten, die eine kardiale Resynchronisierung erhalten (CRT-Defi) nach Zwerchfellzucken gefragt, das durch die Elektrode im linken Herzen entstehen kann. Gibt es keine weiteren Besonderheiten in der Krankengeschichte, gibt ein Blick auf die Implantationsstelle Auskunft darüber, ob das Aggregat und die Elektroden gut sitzen und die Wunde geschlossen ist, so dass keine Keime in die Wunde oder schlimmstenfalls in das Herz wandern können.

2. Das 12-Kanal EKG und Live EGM

Mit dem EKG wird der Grundrhythmus des Herzens bestimmt. Dies wird mit dem Live-EGM verglichen, das die natürliche elektrische Aktivität Ihres Herzens ausdrückt („EKG Ableitung aus dem Herzen über die Elektoden“). Hier können sich bereits erste Hinweise über eventuelle Fehlfunktionen ergeben.

3. Wahrnehmung, Reizschwelle und Impedanz

Es erfolgt dann die Kontrolle der Wahrnehmung der Defi-Elektroden. Diese drückt aus, wie gut die Elektroden den eigenen Rhythmus des Herzens “sehen” können. Anschließend wird das Herz stimuliert, um zu prüfen, wie  die sogenannte Reizschwelle ist. Damit ist die Stromabgabe pro Zeiteinheit gemeint, die das Herz gerade noch erregen kann. Ist sie hoch, ist der Kontakt zum Herzmuskel (z.B. durch vernarbtes Gewebe) schlecht oder die Elektrode defekt.

Indem Dr. Bode bei der Kontrolluntersuchung die Impedanz misst, prüft er den Widerstand der Elektrode bei einer Impulsabgabe. Der Messwert sagt ihm, ob der Stromkreislauf zwischen Aggregat, Elektrode und Herzmuskelgewebe intakt ist. Ist der Messwert unpassend, ist das ein Hinweis darauf, dass eine Elektrode gebrochen, verschoben oder nicht mehr richtig isoliert ist. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Stimulation und zur Schockabgabe. Diese drei Messwerte der Elektroden können durch den Arzt auch als Grafiken im Langzeitverlauf beurteilt werden.

4. Auslesen des Therapiespeichers

Bei jeder Kontrolluntersuchung wird auch der Therapiespeicher ausgelesen, der alle Therapien des Defis aufzeichnet. Hierzu zählen schmerzlose Überstimulationen (Antitachykardes Pacing (ATP)) und Schockabgaben zur Beendigung schneller Herzrhythmusstörungen. Es können aber auch Fehlwahrnehmungen des Defis gesehen werden, die z.B. bei defekten Elektroden zu inadäquaten Therpieabgaben führen können. Diese Aufzeichnungen sind für die untersuchenden Kardiologen wie Dr. Bode wichtige Datenquellen und zeigen, ob die Einstellung des Defis optimal zur persönlichen Situation/Krankengeschichte eines Patienten passt und weitere Diagnostik hinsichtlich der Grunderkrankung des Herzens notwendig ist. Gegebenenfalls müssen die Einstellungen dann verändert bzw. angepasst werden.  Außerdem werden Diagnostikdaten beurteilt, beispielsweise das Frequenzhistogramm: Hier sieht Dr. Bode, wie die Herzfrequenzen des Patienten über einen längeren Zeitraum waren. Außerdem kann gesehen werden, ob diese Herzfrequenzen durch den Defi stimuliert wurden oder spontan entstanden sind. Wichtig ist außerdem die Messung des restlichen Batteriekapazität, um den optimalen Zeitpunkt eines Defi-Wechsels nicht zu verpassen.

5. Röntgenbilder

Bei Verdacht auf eine defekte Elektrode verschafft das Röntgenbild einen zusätzlichen visuellen Eindruck von ihrem Zustand. Es zeigt z.B. an, ob sie richtig liegen oder disloziert sind und gibt örtlich zuzuordnende Hinweise über Defekte oder Frakturen. Auch das seltene „Twiddler-Syndrom“ ist auf einem Röntgenbild deutlich zu erkennen. Dieses entsteht dann, wenn ein Defi nicht ausreichend fixiert ist und durch Drehung um sich selbst die Elektroden aus dem Herzen hochzieht. Das sieht dann im Röntgenbild aus wie ein Kabelknäuel um den Defi. Es tritt eher bei sehr jungen oder sehr alten Patienten und solchen auf, die psychiatrische Grunderkrankungen haben.

 

Text: Birgit Schlepütz

Quellen:
Vortrag Dr. Bode, www.wikipedia.de