Was unterscheidet eigentlich jüngere Defi-Patient*innen von älteren? Tragen sie andere Defis und müssen im Leben auf andere Dinge Acht geben? Mit diesen und anderen Themen beschäftigte sich der Arbeitskreis mit den Betroffenen Nils Hartwigsen, Sebastian Schallenberg, und Sebastian Falke aus dem St.-Franziskus-Hospital in Münster. Welche Unterschiede relevant sind, legt die folgende Zusammenfassung dar. Im weiteren Verlauf des Arbeitskreises kamen zudem Themen zur Sprache, die Defi-Patient*innen über die Generationen hinweg verbinden: Reisen, Auto fahren, Sport treiben, Magnete … Auf der Homepage gibt es dazu unter der Kategorie „Alltag und Teilhabe“ jeweils eigene Artikel, die wir an dieser Stelle empfehlen.
Die offenen Gesprächskreise der Herz in Takt Defi Liga e.V. sind immer eine gute Gelegenheit, in Ruhe miteinander zu sprechen und mit Expertinnen individuelle Fragen zu diskutieren. So war es auch am 7. Juni 2024, als mit Dr. med. Marco Castrucci vom Zentrum für Kardiologie an der Raphaelsklinik Münster ein Experte mit langjähriger kardiologischer Erfahrung zu Gast war. Zu dem bestens besuchte Gesprächskreis waren viele Interessierte gekommen, die zum Teil sogar weite Wege auf sich genommen hatten.
„Wer rastet, der rostet.“ Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch, der beschreibt, dass auch unser Gehirn regelmäßig joggen gehen sollte. Denn: Wenn wir uns geistig fit halten, behalten oder verbessern wir unsere Auffassungsgabe und unsere Fähigkeit, konzentriert und sogar kreativ zu sein. Das alles entlastet uns, damit wir unseren Alltag stressfreier bewältigen können – für Herzpatientinnen und -patienten ein unbedingtes Plus. In diesem Sinne leitete Marita Wielage-Bücker, freie Gedächtnistrainerin aus Mettingen, auch ihren Arbeitskreis am Samstagnachmittag.
Training hält fit. Unser Gehirn macht da keine Ausnahme. Um die gedankliche Fitness zu bewahren, braucht unser Gehirn regelmäßig neue Reize und Anregungen – und zwar in jedem Alter. Ergotherapeutin Judith Riepegerste zeigte, welche das sein können und wie wir sie in unser Alltagsleben integrieren können.
Das Weltwissen wird immer größer. Zugleich werden die Abstände, in denen Informationen aus analogen und digitalen Kanälen auf uns einprasseln, immer kürzer. Niemand soll und niemand kann diese Flut komplett verarbeiten. Aber jeder kann bis ins hohe Alter seine alltägliche Aufnahme- und Merkfähigkeit trainieren. Der September-Gesprächskreis stand deshalb unter dem Motto: „Ich muss mal wieder was für meinen Kopf machen.“ Zu Gast war die Gedächtnis- und Legasthenie-Trainerin Marita Wielage-Bücker, die mit den Teilnehmer_innen in zwei sehr praxisorientierten Stunden die „grauen Zellen“ trainierte.
Sportwissenschaftler Anton Deisel bot auf der Jubiläums-Tagung bereits zum zweiten Mal einen gut besuchten Arbeitskreis zum Thema Sport mit ICD an. Dort ging er mit den Teilnehmer_innen nach einer kurzen theoretischen Runde ins praktische Tun – zeigte herzgesunde Übungen, die auch mit Defi gelingen und betonte immer wieder, dass es für Defi-Patienten genauso wichtig sei, in Bewegung zu bleiben, wie für gesunde Menschen.
Vor dem Arbeitskreis entstand ein Interview, in dem Anton Deisel erläuterte, worauf ICD-Patienten besonders achten sollten, wenn sie Sport machen. Eine schriftliche Übertragung des Interviews können Sie hier nachlesen. Die mp3-Datei zum Nachhören finden Sie unter dem Text.
Sport ist für viele Menschen ein Wort, mit dem Assoziationen wie Anstrengung oder Verausgabung verbunden sind. Das ist für Defi-Patienten nicht anders. Anders ist allerdings, dass sie sich grundsätzlich fragen, ob sie überhaupt noch Sport betreiben können, ob sie dabei etwas beachten müssen und wie stark sie sich dabei belasten dürfen. Damit Sport nicht automatisch ängstliche Gedanken hervorruft, war der Sportwissenschaftler, Psychologe und Reha-Trainer Anton Deisel gekommen, um sich dem Thema mit den Teilnehmer_innen seines Arbeitskreises auf mehrfache Weise zu nähern: indem er ihnen etwas über den herzgesunden Sport erzählte, indem er ihre persönlichen Fragen beantwortete und indem er mit ihnen schließlich konkrete sportliche Übungen machte.
Zum Schutz vor Schlägen und Stößen
In Baden-Württemberg werden besonders viele Patente angemeldet. Eines davon geht auf den Stuttgarter Orthopädietechniker-Meister Thomas Maas zurück. Es ist eine individuell angepasste Orthese für ICD-Träger und Schrittmacher-Patienten. Der elastische Schutzgurt mit Polster und Schulterring schirmt das implantierte Gerät von außen gegen Schläge und Stöße ab: beim Sport, bei der Arbeit, auf dem Fahrrad, beim unvermittelten Bremsen.
Auch Defi-Träger können Sport treiben. Das ist die einfache, aber hoffnungsvolle Erkenntnis, die die Teilnehmer_innen aus dem Arbeitskreis mit Referent Stefan Wahden mitnahmen. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, denn es kommt auch auf die Ursache für die Defi-Implantation und die möglichen Begleiterkrankungen der Patienten an. So können viele Menschen mit einem angeborenen Herzfehler wie dem Brugada Syndrom durchaus ambitioniert Sport treiben, während Menschen mit einem überlebten Ereignis und zusätzlichen Erkrankungen auch beim Sport den einen oder anderen Gang zurückschalten müssen.
Auch ICD Patienten wollen reisen. Und zwar ziemlich viele, wie sich bei der Verteilung der Arbeitskreise herausstellte. So zogen die potenziellen Zugvögel unter den Tagungsbesuchern in den großen Saal, um sich von Dr. Sven Kaese und Claudia Marinos von der Firma St. Jude Medical umfassend über die Rahmenbedingungen einer Reise mit ICD zu informieren. Denn wer als Defi-Patient eine Reise unternehmen will, für den ist eine gute Vorbereitung schon die halbe Miete. In der Reisemedizinischen Gesundheitsberatung des UKM können Patienten sich zu allen Fragen und Reisethemen beraten lassen: Wie sie ihre krankheitsbedingte Vorsorge treffen und wie sie einen Jetlag besser ertragen. Wie sie sich bei Reisekrankheit verhalten können oder wie sie bei einer Afrika-Reise mit der Malaria-Prophylaxe umgehen. Zusammengefasst finden Sie im Folgenden einige Hilfestellungen, die Claudia Marinos und Dr. Kaese den Arbeitskreis-Besuchern mit auf den Weg gaben. Dr. Kaese bietet in der Abteilung für Rhythmologie des Departments für Kardiologie und Angiologie am UKM auch eine medizinische Reiseberatung an.