Unbestritten sei, so Anton Deisel, dass sportliche Betätigung zu den wirksamsten Methoden gehört, sich vor Herzkrankheiten und Herzinfarkten zu schützen. Aber auch für Defi-Patienten, deren Herz bereits geschädigt ist, sei es wichtig, in Bewegung zu bleiben. Damit diese Bewegung nicht mit totaler Verausgabung – und in Folge mit einer zu großen Belastung einhergehe – seien Ausdauersportarten wie Gehen, Wandern, Nordic-Walking oder Schwimmen eine gute Option. Alleine deshalb, weil man dabei das Tempo und die Intensität der Belastung individuell bestimmen könne. Richtschnur für jeden Patienten, so der Sportwissenschaftler und Reha-Trainer, sei der Puls des Betroffenen. Er sollte so schlagen, dass sie keine Atemnot verspüren. Wie stark sich Patienten belasten können und dürfen, können sie ganz einfach über ein Belastungs-EKG klären. Ihr Defi kann außerdem so programmiert werden, dass er die individuelle sportliche Belastungsgrenze eines Patienten in seiner Analyse der Herztätigkeit einbezieht.

Wie verhält es sich aber mit Sportarten, die mit harten Schlägen im Oberkörper verbunden sind wie es bei Kampfsportarten der Fall ist? Von ihnen, so Anton Deisel, ist abzuraten, weil die Elektroden durch den Kontakt brechen können. Sofern die grundsätzliche Konstitution und Herzleistung eines Patienten dies zulasse, seien aber Ballsportarten wie Tennis, Golf oder Fußball möglich. Dennoch sollten Patienten diese Sportarten behutsam betreiben: Einerseits können harte Ballkontakte zu Elektrodenbrüchen führen. Andererseits können diese auch durch wiederholt gleiche Armbewegungen beim Tennis oder beim Golf ausgelöst werden. Kann ein Patient Einfluss auf die Implantation eines Defis nehmen, kann dieser entweder im rechten oder im linken Schlüsselbeinbereich eingesetzt werden. Rechtshändig spielende Golfern oder Tennisspieler können deshalb von einer Implantation im linken Schlüsselbeinbereich profitieren. Normalerweise wird das Aggregat im linken Schlüsselbeinbereich implantiert. Darüber hinaus gibt es heute auch Protektoren, die speziell für den Sport mit dem Defi konzipiert sind. Einer dieser Protektoren-Hersteller war auch auf der diesjährigen Defi-Tagung zu Gast und stellte im Tagungsfoyer eine entsprechende Schutz-Orthese vor.

Auch nach Tauchgängen wurde Anton Deisel in seiner Arbeitsgruppe gefragt. Hier ist die Tauchtiefe maßgeblich. Denn je tiefer ein Mensch taucht, um so größer ist der Druck auf den Körper und somit auch auf das Herz. Taucht ein Patient zu tief, kann dies die Elektronik des Defis beeinträchtigen. Ob und wie tief ein Patient tauchen dürfe, sollte er zuvor unbedingt mit seinem Kardiologen klären. Der Gerätehersteller wiederum gibt Auskunft darüber, ob und bis zu welcher Tiefe ein Defi überhaupt tauchgeeignet ist.

Nach angeregter Diskussion und vielen individuell beantworteten Fragen ging Anton Deisel schließlich mit den Patienten in medias res – das heißt: Er packte Tennisbälle aus und zeigte ihnen damit zahlreiche Übungen, die sie auch mit geringer Herzleistung noch gut bewältigen können.

Informieren hilft – Machen auch: In der Arbeitsgruppe von Anton Deisel übten die Teilnehmer_innen mit Tennisbällen ihre Geschicklichkeit und kamen so ganz beiläufig in Bewegung.Informieren hilft – Machen auch: In der Arbeitsgruppe von Anton Deisel übten die Teilnehmer_innen mit Tennisbällen ihre Geschicklichkeit und kamen so ganz beiläufig in Bewegung.

Anton Deisels Fazit zu seinem bewegenden Nachmittag war, dass einige Sportarten auch für Defi-Patienten in entsprechend angepasster Intensität gut möglich sind. In jedem Fall aber sollten sie vorher ihren Arzt konsultieren, um die persönlichen Rahmenbedingungen festzulegen. In den meisten Städten existieren außerdem spezielle Herzsportgruppen, an denen sie teilnehmen können. Ihre Teilnahme kann vom Arzt über eine Reha-Verordnung verschrieben werden, die gesamten Kosten trägt dann die Krankenkasse.

 

Text: Birgit Schlepütz
Fotos: Ilona Kamelle-Niesmann