Es gibt wohl kaum ein medizinisches Thema, das in den letzten Jahren – öffentlich sowie innerhalb von Familien- und Freundeskreisen – so intensiv diskutiert wurde wie das Impfen. Während die öffentliche Debatte meist die Corona-Impfung betraf, besprach Hausärztin Dr. Cornelia Werbick aus Münster mit den Teilnehmenden in ihrem Arbeitskreis, welche Impfungen die Ständige Impfkommission empfiehlt – und warum Impfungen gerade für Menschen mit Herzerkrankungen so wichtig und manchmal sogar lebensrettend sein können.
Bereits 1892 schrieb der kanadische Arzt Sir William Osler, es gebe drei Phasen der Behandlung: Diagnose, Diagnose und noch einmal Diagnose. „Daran hat sich bis heute wenig geändert“, so Prof. Dr. med. Matthias Paul in seinem Eröffnungsvortrag am Samstag. „Zumindest dann nicht, wenn es um die lebensverändernde Entscheidung geht, ob ein Defi notwendig ist. Bevor es zur Implantation kommt, sollte deshalb genau geklärt werden, wie es um das Herz steht.“ Professor Paul stellte seinen Vortrag deshalb unter das Grundprinzip: Nur wer die individuelle Ursache einer Herzerkrankung kenne, könne sie sinnvoll behandeln. Bevor ein Defi zum Einsatz komme, stünden deshalb zahlreiche Untersuchungen an. Welche dies seien, erläuterte Professor Paul anhand eines Einblicks in die medizinische Welt der Diagnostik von Herzrhythmusstörungen.
Was haben Hormone mit Herzkrankheiten zu tun? Und warum ist es problematisch, wenn Medikamente nur an Männern getestet werden? Auf diese und weitere Fragen ging Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer in ihrem Impulsvortrag ein, mit dem der Tagungs-Sonntag begann. Professorin Pfleiderer lehrt und forscht in der Klinik für Radiologie im Universitätsklinikum Münster und leitet dort auch die AG Cognition & Gender. Ihr zentrales Thema: Wie sich das Geschlecht auf die Gesundheit auswirkt – und was dies unter anderem für Herzpatientinnen und -patienten bedeutet.
Ein interessantes Thema für Herzpatienten stand im Mittelpunkt des Gesprächskreises, an dem insgesamt 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer teilnahmen. In einer vertrauensvollen Atmosphäre war dies wieder eine Gelegenheit, sowohl Betroffenen als auch Angehörigen relevante Informationen rund um die Medikation bei Herzkrankheiten zu vermitteln.
Als fachkundiger Referent war Apotheker Jan Borghorst eingeladen, der die Teilnehmer mit einem praxisnahen Vortrag über mögliche Wechselwirkungen zwischen Herzmedikamenten und anderen Arzneimitteln, wie Schmerzmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, informierte.
Praktisch alle kennen es, praktisch alle haben schon einmal eines „machen lassen“. Die Rede ist vom Echokardiogramm, allgemein bekannt als EKG oder Herzultraschall. Im Oktober 2024 stand das weite Feld der Echokardiografie nun im Zentrum des Online-Gesprächskreises. Als Experte zu Gast war Dr. med. Jan Büring, Oberarzt in der Kardiologie der Christophorus Kliniken Coesfeld–Dülmen-Nottuln. Der dezentral organisierte Klinikverbund besteht aus 13 Fachkliniken und 11 Spezialzentren und beschäftigt mehr als 2.300 Mitarbeitende. Dr. Büring ist am Standort Dülmen tätig, an dem neben der Klinik für Kardiologie auch die Fachbereiche Pneumologie und Innere Medizin sowie Neurologie und Radiologie angesiedelt sind. Im Online-Gesprächskreis stellte Dr. Büring verschiedene Einsatzgebiete und Methoden der Echokardiografie in der Kardiologie vor. Er betonte zudem, dass sie eine weit verbreitete Untersuchungstechnik sei, die vom Notfalleinsatz über die Hausarztpraxis bis in die Intensivstation in vielen Funktionsbereichen des medizinischen Alltags eingesetzt werde.
Als Eröffnungsredner der diesjährigen Tagung war Prof. Dr. med. Jürgen Sindermann zu Gast, der über eine Erkrankung sprach, die im engeren Sinn gar kein eigenständiges Krankheitsbild ist: Gemeint ist die chronische Herzschwäche (Herzinsuffizienz), die genau genommen als Endstadium vieler verschiedener Herzerkrankungen zu begreifen ist. Professor Sindermann ist Leiter der Interdisziplinären Sektion Herzinsuffizienz im Universitätsklinikum Münster (UKM). Dort werden in enger Zusammenarbeit mit den kardiologischen Kliniken des UKM und der Klinik für Herz-und Thorax-Chirurgie Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz stationär und ambulant betreut.
Unter dem Begriff „Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ versammeln sich zahlreiche Krankheiten, die das Herz und die Blutgefäße betreffen. Zu den häufigsten zählen die Koronare Herzkrankheit (KHK), die Herzinsuffizienz, der Schlaganfall und der Bluthochdruck. Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Alleine in Deutschland starben 2021 laut Statistischem Bundesamt 338.000 Menschen daran. Doch jeder Mensch kann präventiv einiges dafür tun, der Entwicklung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung vorzubeugen. Dr. med. Gabor Egervari, Facharzt für Kardiologie, Innere Medizin und Nephrologie mit eigenen Kardiologischen Praxen in Münster und Dortmund, leitete dazu auf der Tagung 2024 einen Arbeitskreis. Dort gab er seinen Gästen einen Überblick über die Möglichkeiten der Prävention und ging außerdem auf gängige Therapieansätze ein. Aufgrund ihrer verschiedenen Ursachen bzw. Ausprägungen ist die Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen komplex und von Fall zu Fall verschieden. Wer mochte, konnte Dr. Egervari jederzeit zur eigenen Situation Fragen stellen, so dass sich wieder einmal zeigte: Es lohnt sich, die Tagung der Defi-Liga nicht nur nachzulesen, sondern auch zu besuchen.
… Apotheker Jan Borghorst. Der Pharmazeut mit eigener Apotheke in Münster engagiert sich seit Langem für die Defi-Liga und ist ein Universalist, wenn es um medizinisch wirksame Stoffe im engeren und weiteren Sinne geht. Als solche betrachtet Jan Borghorst nämlich nicht nur Wirkstoffe in rezeptpflichtigen Arzneimitteln, sondern im weiteren Sinne auch Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel selbst. Denn: dass ungesunde Fette, zuckerhaltige Lebensmittel, Nikotin oder Alkohol einer herzgesunden Lebensweise entgegenstehen, ist hinlänglich bewiesen. Einige Lebensmittel können sogar die Wirkung von Medikamenten verändern. In unserem Kurzrückblick zum Arbeitskreis, in dem natürlich viel Raum für persönliche Fragen blieb, betrachten wir diesmal einige Begriffe genauer, die im Zusammenhang mit Medikamenten immer wieder auftauchen.
Medtronic ist ein weltweit tätiges Unternehmen der Gesundheitstechnologie mit mehr als 95.000 Mitarbeitenden in 150 Ländern. Pia Sobotta ist seit sieben Jahren eine von ihnen und im Produktsupport im nordrhein-westfälischen Meerbusch Ansprechpartnerin für Ärzt*innen und Patient*innen. Frau Sobotta nutzte den Online-Gesprächskreis am 21. September 2023, um am Beispiel des Aurora EV-ICDTM zu erläutern, wie lange es von der Idee bis zur Marktreife eines neuen Therapiekonzeptes für Defibrillatorpatienten gedauert hat: Der Aurora-EV-ICD ist der erste Defibrillator, der ohne transvenöse Elektroden auskommt, die direkt im Herz platziert und verankert werden. Außerdem zeigte sie in einem Film, wie kardiale Implantate hergestellt werden und ging anschließend auf die persönlichen Fragen der Teilnehmenden ein. Während dieser Fragerunde wurde auch noch einmal deutlich, wie sinnvoll es ist, dass die Online-Gesprächskreise nach wie vor stattfinden – denn ein Gast hatte sich sogar aus den USA zugeschaltet.
Am Tag des Herzens 2023 hatten Besucher*innen nicht nur die Möglichkeit, sich an Infoständen zu informieren – es gab auch mehrere Vorträge. Kardiologe Dr. med. Florian Reinke sprach zum Beispiel über das Thema Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Doch bevor der Leitende Oberarzt an der Klinik für Kardiologie II – Rhythmologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) die Ursachen, Symptome und Therapien beleuchtete, konnten die Zuhörer*innen erst einmal frei ihre Assoziationen dazu äußern. Die Stichworte signalisierten, dass viele unter ihnen waren, die bereits Erfahrungen mit dieser Erkrankung hatten. Doch der Reihe nach:
Professor Dr. Markus Burgmer weiß als Chefarzt der Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LWL-Klinik in Münster, was es bedeutet, wenn körperliche Krankheiten die Lebensqualität eines Menschen beeinflussen und zu seelischen Problemen führen. Weil er bis 2021 außerdem am Universitätsklinikum Münster (UKM) tätig war und eng mit der Abteilung für Rhythmologie zusammenarbeitete, konnte er sich für seinen Vortrag auch bestens in die Situation von Menschen mit Defi versetzen. Mehr noch: Heiter, praxisnah und immer auf sein Publikum bezogen, gab es trotz seines ernsten Themas wohl selten so viel zu lachen, wie an diesem Tagungsmorgen. Alleine dadurch schenkte Professor Burgmer seinen Gästen binnen kürzester Zeit ein Stück jener Lebensqualität, von deren Zurückerlangen sein Vortrag handelte.