Als Kardiologe sieht Dr. Egervari sich nicht nur in der Pflicht, bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu therapieren. Er möchte Patientinnen und Patienten auch ermutigen, durch eine Veränderung ihres Lebensstils der Erkrankung vorzubeugen oder sie abzumildern. „Veränderung des Lebensstils“ klingt allerdings einfacher, als es ist: Wir alle kennen diesen inneren Schweinehund, der uns auf der Couch fest- und vom Spaziergang abhält. Der uns zur Schokolade, zum Wein oder zur Zigarette greifen lässt. Womit die vier wesentlichen Risikofaktoren zur Ausbildung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung auch schon genannt wären.
- Ernährungsumstellung: Eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, fettarmen Milchprodukten, magerem Fleisch und Fisch kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
- Gewichtsmanagement: Gewicht zu reduzieren, kann die Belastung des Herzens verringern und den Blutdruck senken.
- Raucherentwöhnung: Wer auf Tabakkonsum verzichtet, verbessert die Herzgesundheit erheblich und reduziert das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.
- Körperliche Aktivität: Mit einer moderaten Ausdaueraktivität stärkt man das Herz-Kreislauf-System, senkt den Blutdruck und verbessert das Cholesterinprofil. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt: „Radfahren, egal ob auf dem normalen Fahrrad, dem E-Bike oder dem Fahrradergometer, fördert die Fitness: Es trainiert Herz und Lunge, verbessert die Ausdauer und kräftigt die Gesäß- und Beinmuskulatur. Zugleich ist Radfahren gelenkfreundlich: Da das meiste Körpergewicht auf dem Sattel lastet, werden Hüft- und Kniegelenke geschont. Auch unterstützt regelmäßiges Fahrradfahren ein gesundes Körpergewicht. Bereits eine halbe Stunde Radfahren, mit einer Geschwindigkeit von 15-20 km/h in ebenem Gelände verbrennt etwa 150 bis 250 Kilokalorien, bei höheren Geschwindigkeiten oder Anstiegen entsprechend mehr.“
Digitale Hilfe der Deutschen Herzstiftung
Wem die Veränderung des Lebensstils mit einer digitalen Begleitung leichter fällt, kann die „Herz-Fit-App“ der Deutschen Herzstiftung nutzen. Mit ihrer Hilfe kann man Risikofaktoren wie Blutdruck-, Cholesterin- und Blutzuckerwerte beobachten sowie mithilfe selbst gesteckter Ziele den Lebensstil anpassen. Die Deutsche Herzstiftung schreibt dazu: „Mit der HerzFit-App können Sie ganz einfach Gesundheitsdaten erfassen wie etwa Blutdruck, Herzfrequenz, LDL-Cholesterin, Gewicht und Langzeitblutzucker und den Verlauf durch eine tagesaktuelle Darstellung kontrollieren. Mit dem von Herzexperten entwickelten integrierten Risikorechner können Sie zudem Ihr Herzalter bestimmen und ermitteln, wie hoch Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Um die Motivation für einen gesunden Lebensstil zu erhöhen, können Sie in der App Ihre persönlichen gesundheitlichen Ziele definieren und diese mithilfe praktischer Tipps zu gesunder Ernährung, Rauchstopp, Stressbewältigung und mehr Bewegung auch leichter umsetzen.“ Hier geht es zur Info-Seite der Herzstiftung.
Medikamentöse Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die medikamentöse Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen richtet sich nach der spezifischen Grunderkrankung und der jeweils individuellen Anforderung der Patientinnen und Patienten. Zu den häufig eingesetzten Medikamenten gehören:
Blutdrucksenkende Medikamente:
- ACE-Hemmer erweitern die Blutgefäße und senken den Blutdruck (z.B. Ramipril, Lisinopril).
- Angiotensin-II-Rezeptorblocker blockieren die Wirkung von Angiotensin II und wirken ähnlich wie ACE-Hemmer (z.B. Losartan, Valsartan).
- Betablocker entlasten das Herz, indem sie den Blutdruck und die Herzfrequenz senken (z.B. Metoprolol, Bisoprolol).
- Calciumkanalblocker hemmen den Einstrom von Calciumionen in die Herzmuskelzellen. Dies entspannt die Blutgefäße und verbessert den Blutfluss (z.B. Amlodipin und Verapamil).
Cholesterinsenkende Medikamente
- Statine senken den LDL-Cholesterinspiegel und reduzieren als wichtige präventive Medikamente das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen (z.B. Atorvastatin und Simvastatin).
- PCSK9-Hemmer senken das LDL-Cholesterin noch stärker. Davon profitieren Patient*innen, die auf Statine nicht ausreichend ansprechen (z.B. Evolocumab).
Gerinnungshemmende Medikamente
- Antikoagulantien verhindern die Bildung von Blutgerinnseln (z.B. Warfarin Dabigatran, Apixaban).
- Thrombozytenaggregationshemmer verhindern die Verklumpung von Blutplättchen und werden oft nach Herzinfarkten oder zur Prävention eingesetzt (z.B. Aspirin und Clopidogrel).
Diuretika
- Diuretika – auch Wassertabletten genannt – senken den Blutdruck und entlasten das Herz, indem sie überschüssiges Salz und Wasser aus dem Körper entfernen (z.B. Furosemid, Hydrochlorothiazid).
Herzglykoside
- Herzglykoside helfen bei einer chronischen systolischen Herzinsuffizienz, die Kontraktionskraft des Herzens zu verbessern. (z.B. Digoxin)
Invasive Verfahren und Chirurgie
In manchen Fällen reichen die Veränderung des Lebensstils und Medikation nicht aus und machen invasive Eingriffe wie die Angioplastie oder das Stenting notwendig. Bei der Angioplastie werden verengte oder verschlossene Blutgefäße mithilfe eines Katheters oder eines Ballons ausgedehnt oder wieder geöffnet. Das Stenting ist ein Verfahren, bei dem man eine Röhre aus Drahtgeflecht in ein Gefäß einbringt, um es offen zu halten. Sind Blutgefäße sehr stark verengt, kann eine Bypass-Operation erwogen werden. Dabei wird ein Blutgefäß aus einem anderen Körperteil verwendet, um die verengten oder blockierten Herzarterien zu umgehen. Herzschrittmacher (HSM) und Defibrillatoren werden schließlich implantiert, um die normale Herzfunktion zu unterstützen (HSM) und um lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen zu behandeln (Defi).
Zum Abschluss des frage- und antwortreichen Nachmittags gab Dr. Egervari seinen Gästen die dringende Bitte mit auf den Weg, regelmäßige Gesundheitschecks zu machen. „Wer seine Blutdruck-, Cholesterin- und Blutzuckerwerte konsequent beobachtet, kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln.“
Quellen:
- Arbeitskreis Dr. Egervari
- Deutsche Herzstiftung
- DGK Pocket-Leitlinien: Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 2021
- Wikipedia- und Herstellerseiten zu Wirkstoffen und Medikamenten
- flexikon.doccheck.com
Text: Birgit Schlepütz