Frage: Herr Deisel, Sie sind Sportwissenschaftler und bieten gleich einen Arbeitskreis zum Thema Sport für ICD-Patienten an. Worauf müssen ICD-Patienten besonders achten, wenn sie Sport machen?
Anton Deisel: Zunächst einmal ist es für ICD-Patienten genauso wichtig wie für andere Menschen, wahrscheinlich sogar besonders wichtig, Sport zu machen. Vor allem, um das Herz-Kreislauf-System und das Herz zu trainieren. Besonders wichtig ist es dabei, dass man in einem bestimmten, moderaten Tempo bleibt, so dass man keine zu großen Belastungsspitzen hat. Deshalb ist es auch besonders wichtig, dass man das vorher mit einem Sportmediziner oder auch einem Kardiologen abklärt. Das heißt, dass man vorher mit dem Arzt in einem Belastungs-EKG festlegt: „In welchen Rahmenbedingungen darf ich mich bewegen?“ Also: immer ganz wichtig ist die Absprache mit dem Arzt und auch immer mit dem Arzt absprechen, was man tun darf. Denn das variiert wiederum von Patient zu Patient. Grundsätzlich kann man sagen, dass es sehr viele Möglichkeiten gibt, wenn man sich an den Rahmen hält und sich in einer bestimmten moderaten Intensität bewegt.
Frage: Gibt es auch Sportarten, die ICD-Patienten besser nicht ausüben sollten?
Anton Deisel: Grundsätzlich gibt es sehr viele Möglichkeiten. Man kann aber ein paar Sportarten eher ausschließen, was auch relativ logisch ist: Dazu gehören Extremsportarten, Risikosportarten oder Tauchen oder extreme Bergtouren. Also immer, wenn man es mit extremen Druckverhältnissen zu tun hat, muss man ein bisschen vorsichtig sein. Oder auch bei Sportarten, bei denen der Defibrillator selbst geschädigt werden könnte. Kampfsportarten beispielsweise oder Sportarten, bei denen es passieren kann, dass etwas gegen den Defi fliegt und ihn vielleicht beschädigen könnte. Da muss man ein bisschen aufpassen, aber wichtig bleibt: immer Rücksprache mit dem Arzt zu halten. Es gibt auch Profi-Fußballer mit Defibrillator. Also auch das ist grundsätzlich möglich.
Frage: Was sagen Sie zum Thema Golf spielen und Tennis spielen wegen der Gefahr des Elektrodenbruchs?
Anton Deisel: Das ist auch wichtig und dabei kommt es unter anderem darauf an, wo der Defi implantiert ist. Ist er bei einem Linkshänder links implantiert und er spielt auch linkshändig, ist das grundsätzlich schwieriger, als bei jemandem, der rechtshändig spielt. Auch da gilt immer: Rücksprache mit dem Arzt halten.
Frage: Also, immer den Arzt fragen, immer in Kommunikation bleiben mit dem Arzt oder auch eine spezielle Sportgruppe besuchen, die sich auskennen.
Anton Deisel: Ja, das ist ein guter Einstieg. Es gibt Herzsportgruppen, die auch im Normalfall von der Krankenkasse bezahlt werden, oder auch Reha-Sportgruppen. In den Herzsportgruppen sind nur Herzpatienten. Dort ist immer ein Arzt anwesend und die Gruppen werden von qualifizierten Übungsleitern geleitet, die speziell nur mit diesen Herzgruppen arbeiten.
Frage: .. die also gegebenenfalls reagieren können und die Krankheitsbilder alle kennen.
Anton Deisel: ... die genau wissen, worauf sie achten müssen. Auch dort kann man nur teilnehmen, wenn man von einem Arzt ein Schreiben hat, das besagt, in welchem Bereich man trainieren darf. Während der Stunde wird dann überprüft, dass man auch nicht zu viel macht. Das ist also eine gute Möglichkeit, um sich erst einmal wieder an das Thema heranzutasten. Und dann kann man das gut ergänzen durch andere Sportarten , wenn man sich sicherer fühlt. Aber als erster Einstieg ist das ein sehr guter Weg.
Vielen Dank!
Hier das Interview zum Nachhören:
Das Gespräch führte: Birgit Schlepütz
Foto: Ilona Kamelle-Niesmann