Wichtigstes Thema in den Arbeitskreisen war die Herangehensweise an eine leblose oder bewusstlose Person. Das heißt: Was können Laien tun, wenn sie eine leblose Person finden und wie verhalten sie sich richtig? Dazu wiederholten Rüdiger Körmann und Werner Nolte, die beide bei den Johannitern tätig sind, zunächst noch einmal die Grundlagen der Herz-Lungen-Wiederbelebung: Dreißig Mal drücken und zwei Mal beatmen. So lautet die Faustregel. Auch für die Dauer der Wiederbelebung gaben die beiden eine Empfehlung: „Helfen Sie, so lange Sie können. Sie helfen aber niemandem, wenn wir ankommen und am Ende zwei Personen behandeln müssen.“ Denn die Wiederbelebung kann Kräfte zehrend sein wie ein anstrengender Sport. Ist man nicht alleine, kann man sich mit anderen abwechseln. Auf alle Fälle sollte man aber immer zuerst einen Notruf absetzen und dann erst mit den Maßnahmen beginnen – und so lange helfen, bis der professionelle Rettungsdienst oder der Notarzt eintrifft oder die eigenen Kräfte versagen.
Weiß man als Laie, ob der Einsatz eines Defi die richtige Wahl ist?
Ob es immer angezeigt sei, bei einer leblosen Person einen Defi anzusetzen, sofern er greifbar sei, war eine Frage, die den Teilnehmer_innen unter den Nägeln brannte. Grundsätzlich, so Rüdiger Körmann, könne man damit nichts falsch machen. Denn das Gerät gibt keinen Schock ab, wenn er nicht indiziert ist. Das heißt: Klebt man die sogenannten „Fast Patches“ auf den Körper eines Patienten auf, wertet das Gerät selbstständig aus, ob der Patient einen Herzschlag oder ein akutes Kammerflimmern hat und einen Schock benötigt. Laienhelfer brauchen sich also keine Sorgen zu machen, dass sie etwas falsch machen könnten. Das Gerät „entscheidet“ selbst über eine Schockabgabe. Auch die Bedienung ist denkbar einfach, denn der Defi kommuniziert mit dem Laienhelfer und sagt ihm, was genau zu tun ist. Ist kein Schock empfohlen, sagt das Gerät „Kein Schock empfohlen“.
Der Erste-Hilfe-Kurs: lang, lang ist’s her...
Für den Fall, dass der Einsatz eines Defibrillators nicht angezeigt ist, können Laienhelfer die Kenntnisse anwenden, die sie im Erste-Hilfe-Kurs erlernt haben. Auf die Frage, wie oft man eigentlich einen solchen Kurs absolvieren sollte, konnten Rüdiger Körmann und Werner Nolte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Wohl zu Recht, denn zahlreiche Arbeitskreis-Teilnehmer_innen hatten zuletzt in den 1980-er und 1990-er Jahren einen solchen Kurs besucht. Seitdem hat sich jedoch eine Menge geändert. Nicht nur, dass seit weit über 30 Jahren kein Riechsalz mehr eingesetzt wird ... Auch die so grundlegende Position der stabilen Seitenlage hat sich seitdem in vier bis fünf Variationen geändert. Mittlerweile ist sie so leicht, dass sogar 8- bis 9-jährige Kinder mühelos eine Personen jenseits der 100 kg in diese Position bringen können. Die Berufsgenossenschaften schreiben vor, alle zwei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen. Das heißt, wer in einem Betrieb arbeitet, hat Glück: der wird regelmäßig von den Betriebs-Ersthelfern mit neuem Wissen versorgt. Ansonsten bieten die Johanniter natürlich auch regelmäßig freie Erste-Hilfe-Kurse an.
Laien-Defis im öffentlichen Raum sind für alle Personen geeignet
Apropos Kinder: Bei dem Einsatz eines öffentlich zugänglichen Defis ist es irrelevant, ob er an einem Kind oder an einem Erwachsenen zum Einsatz kommt. Das Kammerflimmern, auf das der Defi reagiert, geht beim Kind wie beim Erwachsenen auf dieselbe Symptomatik zurück. Diese zeigt sich im EKG, das von dem Gerät ausgewertet wird. Im aktiven Rettungsdienst differenzieren die Nothelfer sogar zwischen Kindern und Erwachsenen und führen für Kinder andere Elektroden bzw. Patches mit. Die Laiengeräte im öffentlichen Raum sind aber für Kinder ab 8 Jahren wirksam einsetzbar.
Spürt man den Defi bei der Reanimation?
Aus dem Plenum kam unter anderem auch die Frage, ob man es als Laienhelfer bei der Reanimation spüre, wenn bei einer hilfsbedürftigen Person während der Reanimation der implantierte Defi auslöse. „Ja“ sagte Rüdiger Körmann und verglich das Gefühl mit einem leichten Kribbeln in den Handinnenflächen. Und das auch nur, wenn man als Helfer keine Handschuhe trage. In jedem erste Hilfe Kasten seien aber Handschuhe, die man benutzen könne. In keinem Fall sei es so, dass die Helfer ein Schock durchführe. Der auslösende implantierte Defi werde umgekehrt durch den Rettenden auch nicht beeinflusst. Allerdings sollte man als Laienhelfer auf keinen Fall den Patienten berühren, während man den Laien-Defi betätigt.
Was tun nach dem Notruf?
Auf keinen Fall vom Standort wegbewegen. Das ist nach der Reanimation wohl die wichtigste Hilfestellung, die man als Laienhelfer beherzigen sollte. Immer, wenn ein Notruf eingehe, werde in der Leitzentrale automatisch die Telefonnummer gespeichert. Daran ändere sich auch nicht, wenn die Nummer unterdrückt sei. Diese Rufnummer erhalten die Rettungssanitäter umgehend, damit sie sich – vor allem in unwegsamem oder unüberschaubarem Gelände – zur Not mit dem Anrufer in Verbindung setzen können. Denn jeder Augenblick, in dem ein Rettungswagen nicht zielgerichtet unterwegs ist, kann Leben kosten.
Schließlich erläuterten Werner Nolte und Rüdiger Körmann noch, was passiert, wenn die Rettungssanitäter eingetroffen sind. Einerseits helfen sie umgehend, andererseits müssen sie sich auch so schnell wie möglich ein Bild davon machen, was mit dem Patienten los ist: Dazu machen sie eine körperliche Untersuchung und prüfen die Vitalzeichen wie Atmung, Blutdruck und Puls. Ist jemand Implantatträger, können die Profis das an typischen Narben feststellen. Ähnlich wie einen Herzschrittmacher kann man einen Defi auch tasten. Sind Angehörige anwesend, ermitteln sie außerdem relevante Informationen über die Erkrankung oder den Hergang des Geschehens. Immer mit dem Ziel, möglichst effektiv helfen zu können.
Erste Hilfe Kurse in Münster 2016
Regelmäßig bieten die Johanniter in Münster in der Geschäftsstelle der Johanniter-Unfall-Hilfe an der Geringhoffstraße 45/47 Erste-Hilfe-Kurse an. Wer sich informieren möchte, kommt über die allgemeine Homepage der Johanniter weiter: www.johanniter.de
Interview mit den beiden Workshopleitern:
Text: Birgit Schlepütz
Fotos: Ilona Kamelle-Niesmann