Die Mischung macht’s
Die medizinische Expertise kam in diesem Jahr an beiden Tagen aus dem Ärzteteam der Klinik für Kardiologie und Angiologie des St. Franziskus-Hospitals in Münster. Den samstäglichen Arbeitskreis bestritt der erfahrene Elektrophysiologe Dr. med. Shahram Ramtin gemeinsam mit Beate Stieber, die unter anderem im Patientenbeirat der Defi-Liga aktiv ist. Den Sonntagstermin übernahm Dr. med. Raphael Disselkamp zusammen mit Volker Scheid, der ebenfalls dem Patientenbeirat der Defi-Liga angehört. Beate Stieber und Volker Scheid tragen ihre Defis bereits lange und konnten deshalb eine Menge persönlicher Erfahrungen an die Teilnehmenden weitergeben. Eine hervorragende Mischung also, um sich den reichlich mitgenbrachten Fragen zu stellen. Hier ein paar Beispiele:
- Magnetfelder
Der Umgang mit Magnetfeldern im Alltag ist ein regelrechter „Dauerbrenner“. Was muss man etwa beachten, wenn man einen Induktionsherd nutzt? Die Faustregel: mindestens eine Armlänge Abstand halten und am besten die hinteren Kochfelder nutzen. Auch moderne Ladetechnik wie etwa Wallboxen und Ladekabel für E-Autos kamen zur Sprache. Hier gab es Entwarnung, denn aktuelle Untersuchungen zeigen, dass sowohl die E-Fahrzeuge selbst als auch ihre Ladetechnik keine Gefahr für Defi-Träger darstellen. Während des Ladevorgangs vor der Wallbox stehen zu bleiben, sollte man jedoch vermeiden. Auf Autobahnraststätten kann man deshalb besser eine Pause im Café einlegen oder sich bei einem Gang die Füße vertreten, bevor eine Reise „vollgeladen“ weitergehe.
- Sicherheitsschleusen
Apropos Reisen: Wer nicht durch die Sicherheitsschleuse am Flughafen möchte, kann das ablehnen. Denn es ist gesetzlich verankert, dass man mit vorhandenem Defi-Ausweis, das Durchschreiten der Sicherheitsschleusen verweigern darf und auf eine manuelle Untersuchung bestehen kann. Volker Scheid sprach dazu aus eigener Erfahrung: „Ich weiß, dass die Technik sich weiterentwickelt hat und dass Sicherheitsschleusen heute anders sind als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Trotzdem habe ich als Defi-Patient das Recht, „Nein“ zu sagen. Es muss reichen, den Defi-Ausweis zu zeigen, den man ja sowieso immer dabeihaben sollte, um die Schleuse zu umgehen.“
- Elektroden und OPs
Ein weiterer Punkt an beiden Tagen betraf Sorgen rund um Elektrodenkomplikationen. Dr. med. Sharam Ramtin und Dr. med. Tobias Disselkamp nahmen sich ausführlich Zeit, um mögliche Schwierigkeiten zu erläutern. Ihr Credo: Wenn man die Ursachen kennt und versteht, kann man vielen Sorgen bereits die Schärfe nehmen. Sie erklärten deshalb anschaulich, wie Elektrodenstörungen sich bemerkbar machen können und wie durch moderne Programmierung viele Probleme heute gut in den Griff zu bekommen sind. Die meisten Risiken, so das Fazit der beiden, lassen sich frühzeitig erkennen. Auch zum Thema Operationen gab es beruhigende Rückmeldungen: So gelten etwa vor einer OP extrem hohe sterile Standards und ein externer Defi muss jederzeit einsatzbereit sein.
Gut informiert – gelassener leben
Dr. med. Raphael Disselkamp (links) und Volker Scheid. © I. Kamelle-NiesmannTrotz der mitunter ernsten Themen blieb die Atmosphäre im Arbeitskreis offen, wertschätzend und persönlich. Denn alle wissen: Jeder Patient und jede Patientin ist individuell – sowohl, was die Erkrankung betrifft, als auch die innere Verfasstheit und die Resilienz im Umgang mit der persönlichen Situation. Dieser Vielfalt wil die Defi-Liga mit solchen Gesprächsangeboten Rechnung tragen. Am Ende reichte die Zeit kaum aus, um alle Fragen zu beantworten. Doch das Bedürfnis nach Austausch, Information und Verständnis erfüllten Dr. Ramtin, Dr. Disselkamp, Beate Stieber und Volker Scheid auf besonders patientenfreundliche Weise. Das gemeinsame Fazit: Wer gut informiert ist, reduziert Ängste und lebt deshalb gelassener. Das Wissen, mit seinen Fragen nicht allein zu sein, ist oft ebenso wertvoll wie die Antwort selbst. „Und genau dafür," so Volker Scheid und Beate Stieber, „stehen wir in der Defi-Liga.“
Text: Birgit Schlepütz
Foto: Ilona Kamelle-Niesmann
Quelle: Arbeitskreise vor Ort