Die obstruktive Schlafapnoe
Zu einer obstruktiven Schlafapnoe kommt es, wenn sich die Muskulatur um die oberen Atemwege herum im Schlaf entspannt und zusammenfällt. Im Bereich des Rachens entsteht so eine Engstelle, so dass beim Versuch der Einatmung die Luft diese Engstelle nicht mehr ausreichend passieren kann. Es gelangt hierdurch zu wenig oder keine Luft mehr in die Lunge, so dass der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt. Das Gewebe wird in der Folge mangelhaft versorgt und der Körper sendet eine Stressrektion aus, so dass eine Weckreaktion stattfindet. Daraufhin spannt sich die Muskulatur im Rachenbereich wieder an und die Luft kann wieder in die Lunge fließen. Meist erinnern Betroffene sich weder an die Atemaussetzer noch, dass sie wach geworden sind. Die Schlafarchitektur ist so gestört, da der Körper nicht ausreichend Tiefschlafphasen erreicht. Am folgenden Tag fühlen sie sich dann unausgeschlafen und schläfrig.
Die Risikofaktoren
Die obstruktive Schlafapnoe wird von verschiedenen Risikofaktoren begünstigt: dies sind zum Beispiel Übergewicht oder ein Alter von über 40 Jahren. Männer sind häufiger von ihr betroffen als Frauen. Wer anatomische bzw. körperbauliche Besonderheiten wie zum Beispiel eine Kieferfehlstellung, eine vergrößerte Zunge oder stark vergrößerte Rachenmandeln hat, ist gefährdet. Auch Menschen mit Flüssigkeitsverlagerung (fluid shift) aus der unteren Körperpartie infolge von Nierenfunktionsstörungen oder Herzschwächen gehören zur Risikogruppe. Außerdem Schwangere und Menschen, die durch genetische Faktoren vorbelastet sind. Alkohol und Rauchen befördern die obstruktive Schlafapnoe ebenfalls.
Die Folgen
Die Folgen der obstruktiven Schlafapnoe sind teilweise schwerwiegend. Am deutlichsten spüren die Betroffenen natürlich, dass sie nicht durchschlafen können. Aber sie schwitzen auch in der Nacht, haben Atemnotanfälle und klagen über morgendlichen Kopfschmerz. Tagsüber sind sie schläfrig, leiden unter Konzentrationsstörungen, sind nur vermindert leistungsfähig und können sogar Depressionen entwickeln. Die Unfallgefahr für Betroffene ist gegenüber »Normalschläfern« um das Sechsfache erhöht. Eine obstruktive Schlafapnoe kann außerdem weitere Krankheiten befördern: Zum Beispiel arterielle Hypertonien, Lungenhochdruck, Diabetes mellitus, Schlaganfälle, Herz- und Gefäßerkrankungen, Nierenfunktionsstörungen und – für ICD Patienten ganz besonders wichtig – Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern.
Die Therapiemethoden
- Zur Therapie einer obstruktiven Schlafapnoe gibt es verschiedene Verfahren. So hilft es manchen Patienten bereits, ihr Gewicht bis zum sogenannten Normalgewicht zu reduzieren. Von einem Normalgewicht spricht man, wenn der Body Mass Index (BMI) zwischen 18,5 und 25 liegt. Der BMI setzt Alter, Gewicht und Fettgehalt des Körpers in Relation.
- Bei der Positionstherapie wiederum versucht der Patient während des Schlafs eine Rückenlage zu vermeiden. Kissen oder sogar Westen, die speziell dazu entwickelt wurden, sollen ihm dabei helfen. Diese Option kann allerdings nicht generell und als alleinige Therapie empfohlen werden.
- Die CPAP-Atmung wiederum kombiniert mittels einer Maske und einem Schlauchsystem die Atmung der Patienten mit einem von außen zugeführten und dauerhaften Überdruck. Ihre Atemtiefe, ihre Atemfrequenz und den Luftdurchfluss (Flow) können die Patienten dabei selbst bestimmen. Voraussetzung ist jedoch, dass sie grundsätzlich alleine atmen können.
- Bei einer leichten bis mittelschweren obstruktiven Schlafapnoe und einem guten BMI kann eine Unterkieferprotrusions-Schiene, die den Unterkiefer vorzieht, eine gleichwertige Alternative zur Überdrucktherapie (CPAP) sein.
- Es gibt zahlreiche operative Verfahren, mit denen man der Schlafapnoe begegnet. Sie reichen von der Nasennebenhöhlen-Operation über Implantationen im weichen Gaumen bis hin zu Knochen trennenden Eingriffen im Kiefer. Die ultima ratio der operativen Verfahren ist sicher der Luftröhrenschnitt – dem jedoch immer eine sehr gut abzuwägende Einzelfallentscheidung vorausgeht.
- Zu den neueren Verfahren gehören schließlich Schrittmacher-Systeme. Sie stimulieren die obere Atemwegsmuskulatur über zwei Elektroden. Eine registriert die Atmung, eine andere stimuliert einen Nerv (nervus hxpoglossus). Er sorgt dafür, dass die Rachenmuskulatur kontrahiert – was wiederum die Erweiterung des Rachenraums bewirkt.
Die zentrale Schlafapnoe
Weniger als zehn Prozent der Menschen, die unter schlafbezogenen Atemstörungen leiden, haben eine zentrale Schlafapnoe. Sie kennzeichnet sich durch zentrale Atemaussetzer und einer fehlende Atemanstrengung der Patienten. Bei diesen Patienten kommt es nicht zu einer Engstelle im Rachen. Auch wenn die Ursachen einer zentralen Schlafapnoe noch nicht erschöpfend erforscht sind, kann man dennoch sagen, dass sie unter anderem durch Herzrhythmusstörungen, Erkrankungen der Herzkranzgefäße, eine Herzschwäche oder auch Hirnerkrankungen und Schlaganfälle hervorgerufen wird. Hervorzuheben ist auch, dass bei einer zentralen Schlafapnoe das Risiko für Herzrhythmusstörungen zunimmt.
Dr. med. Wiebke Dohrn ist Ärztin am Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin in der Klinik für Pneumologie und Allergologie am Krankenhaus Bethanien in Solingen.
Hören Sie hier auch das Interview mit Dr. Wiebke Dohrn (mp3-Datei)
Text: Birgit Schlepütz
Fotos: Ilona Kamelle-Niesmann