Zum Hintergrund

Aus vielen Gesprächen weiß das Organisations-Team der Tagung, dass zahlreiche Defi-Patient*innen sich nach der Implantation zunächst sicherer fühlen, dann aber Ängste entwickeln. Mal treten diese Ängste plötzlich und unvermittelt auf, mal legen sie sich wie ein dichter Teppich über ihren Alltag. Nicht selten berichten Defi-Patient*innen auch von depressiven Verstimmungen oder ausgewachsenen Depressionen – mit allen Folgen, die diese für ihr soziales Leben und ihre Lebensqualität haben: Verzicht auf Urlaub, Bewegung oder den Besuch bei Freunden und eine damit einhergehende Vereinsamung. Hinzu kommen Stress oder sogar Panikattacken vor möglichen oder nach erhaltenen Schocks sowie grundsätzliche Fragen nach dem „Warum gerade ich?“  All diese Themen konnten auch in diesem Jahr wieder diskret angesprochen werden.

Besonders schön war, dass auch Angehörige von Menschen mit Defi am Arbeitskreis teilnahmen – denn auch sie haben durchaus Angst: dass ein geliebter Mensch verstirbt, dass sie nicht adäquat helfen können oder dass sie im entscheidenden Moment abwesend sind. Mal sind es eigene Ängste, die Angehörige vereinnahmen, mal sind es Ängste, die auf sie „überspringen“, weil sie keine Schutzstrategien haben. Als sichtbares Ergebnis entwickeln sie dann mitunter Verhaltensweisen wie die Überbehütung der Patient*innen, geben sich selbst auf bis zur totalen Erschöpfung oder geraten gemeinsam mit dem Partner oder der Partnerin in die soziale Isolation.

Fazit eines jeden Arbeitskreises, der sich mit Fragen rund um das Thema Angst beschäftigt, ist deshalb:  Wer unter der eigenen Angst oder der Angst eines Menschen mit Defi leidet, tut gut daran, sich nicht dafür zu schämen, sondern sich Hilfe zu holen. Wer sich ein Bein bricht, nimmt schließlich auch medizinische Hilfe an.

 

Text: Birgit Schlepütz