In der Medizin bezeichnet man das aktuell als maßgebend anerkannte Handeln oder Verfahren als Goldstandard – sowohl in der Diagnose, als auch in der Therapie oder in der wissenschaftlichen Forschung. Mit dem medizinischen Fortschritt verändert sich dieser Goldstandard. Der jeweils aktuelle Goldstandard markiert daher immer auch den Status Quo, an dem sich eine neue Therapie, eine neue Diagnoseform oder ein wissenschaftliches Verfahren messen muss. Privatdozent Dr. Gerrit Frommeyer, Oberarzt am Universitätsklinikum Münster (UKM), war zur Tagung gekommen, um in seinem Arbeitskreise über den derzeitigen Goldstandard der ICD-Programmierung zu informieren.
Viele Defi-Patienten fragen sich, warum man anstelle von Batterien keine Akkus in ihren ICD einbauen kann. Oder warum bei einem Batteriewechsel das gesamte Gerät ausgetauscht werden muss. In seinem Impulsvortrag ging Andreas Sukau ausführlich auf diese Fragen ein. Birgit Schlepütz bat den Referenten im Anschluss darum, die wichtigsten Fakten noch einmal zusammen zu fassen.
Im Frühjahr 2016 trafen nationale und internationale Mediziner zum 82. Mal zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. zusammen. Auch Dr. Florian Reinke, Kardiologe am Universitätsklinikum Münster (UKM), war in das Kongresszentrum Rosengarten nach Mannheim gefahren, um sich mit Kolleg_innen zum Leitthema „Herz-Kreislauf-Medizin – High-Tech-Medizin“ auszutauschen.
Dazu hatte er auch einen eigenen Beitrag im Gepäck: Dr. Florian Reinke sprach in der Arbeitsgruppe „Rhythmologie“ darüber, wie bei Aggregat und Sonden subkutaner ICDs Probleme vermieden werden können. Seinen Vortrag, der sowohl auf die Datenlage als auch auf das jeweilige Vorgehen sowie auf die künftigen Entwicklungen einging, können Sie hier anschauen.
Die Defi-Liga dankt Dr. Reinke für die Erlaubnis, diesen Vortrag veröffentlichen zu dürfen.
Arbeitskreis "Aktuelles aus der S-ICD Therapie" mit Dr. med. Florian Reinke, Kardiologe im UK Münster
Oberarzt Dr. Florian Reinke ist als Kardiologe im Universitätsklinikum Münster nicht nur Spezialist für die Implantation transvenöser Defibrillatoren (ICD) – er kennt sich auch bestens mit subkutan implantierten Defibrillatoren (S-ICD) aus. Seit 2010 werden diese im Universitätsklinikum Münster implantiert. Bevor Dr. Reinke in seinem Arbeitskreis die individuellen Fragen der Teilnehmer_innen zum Thema S-ICD beantwortete, gab er zunächst einen kurzen Überblick über die Entwicklung der gesamten ICD-Therapie inklusive der Geräte und Sonden.
Ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED, Laiendefibrillator oder Defi) ist ein medizinisches Gerät zur Behandlung von Kammerflimmern durch Abgabe von Stromstößen. Im Gegensatz zu Defibrillatoren aus dem Rettungsdienst oder Kliniken sind AEDs durch ihre Bau- und Funktionsweise besonders für Laienhelfer geeignet.
Bei Systemen zur kardialen Resynchronisation – das sind Schrittmacher oder Schrittmacher in Kombination mit einem Defibrillator – wird zusätzlich eine Elektrode in eine seitliche Position an den linken Ventrikel gebracht. Durch eine Stimulation auch im Bereich des linken Herzens wird der Erregungsablauf bei Patienten mit Herzschwäche und einem vorbestehenden Linksschenkelblock resynchronisiert. Dies führt zu einer Linderung der Beschwerden bei einem Teil der Patienten.
Patienten mit einer hochgradig eingeschränkten Kammerfunktion und einem kompletten Linksschenkelblock können Drei-Kammer-Schrittmacher die Pumpfunktion und die körperliche Belastbarkeit verbessern. Hierzu wird in der Regel neben einer Vorhofsonde und einer Sonde in der rechten Hauptkammer eine dritte Elektrode über eine Herzvene in den Bereich der linken Herzkammer eingebracht. Ein Linksschenkelblock ist eine Leitungsverzögerung, die häufiger bei Patienten mit Herzschwäche auftritt. Sie kann zu einem ineffizienten Pendelfluss innerhalb der linken Herzkammer führen und somit zu einer reduzierten Auswurfleistung beitragen. Man erkennt einen Linksschenkelblock im Rahmen eines EKG.
3-Kammer-, CRT- (Cardial Resynchronisation Therapy) oder biventrikuläre Systeme sind die Bezeichnungen für Schrittmacher- und Defibrillatorsysteme, die bei entsprechender Indikation um eine weitere Elektrode erweitert werden, die selektiv die linke Herzkammer stimuliert.
Der Subkutane Implantierbare Cardioverter-Defibrillatoren (S-ICD) besteht in der klinischen Praxis aus einem Gehäuse mit Minicomputer und Batterie und mindestens einer Sonde. Die Sonder wird in der rechten Herzhauptkammer platziert. Zwischen einem Anteil der Sonde und dem ICD-Gehäuse wird im Falle von gefährlichen Herzrhythmusstörungen ein Strom von bis zu 800 Volt Stärke abgegeben, um das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. Neuerdings ist es bei speziellen Krankheitsbildern möglich, die Sonde, nicht wie gewohnt ins Herz, sondern nur unter der Haut (subcutan) neben dem Brustbein zu platzieren. Auch so kann ein entsprechend starker Strom das Herz wieder in den Rhythmus zurückbringen.
Ein DDD-Schrittmacher ist ein Zweikammerschrittmacher. Er wird vor allem bei AV-Blockierungen eingesetzt. Bedarfsweise werden nacheinander der Vorhof und die Hauptkammer gereizt, so wird ein natürlicher Herzschlag imitiert. Der DDD-Schrittmacher kommt der physiologischen Funktion des Herzens am nächsten. Unterscheiden kann man dabei ventrikel- und vorhofgesteuerte Stimulationsmodi, je nachdem welche Herzebene die Zeitsteuerung vorgibt. Die Stimulation über die Elektroden erfolgt in beiden Fällen bei Bedarf in Vorhof und Kammer nach Ablauf einer einstellbaren Verzögerungszeit. Eine Herzaktivität im Atrium oder Ventrikel führt, wie auch bei einigen Einkammerschrittmachern, zur Unterdrückung der Impulsabgabe in der jeweiligen Kammer (inhibierend). Desweiteren kann der DDD-Schrittmacher detektierte Vorhofaktionen auf die Kammer weiterleiten (getriggert).