Rund 500.000 Menschen lassen in Nordrhein-Westfalen jährlich feststellen, ob sie aufgrund einer Behinderung ein Recht auf Leistungen zur Verbesserung ihrer sozialen Teilhabe haben. Da ICD-Träger in aller Regel als schwerbehindert anerkannt werden, wollen wir das Thema mit einer dreiteiligen Artikel-Serie beleuchten. Zum Auftakt widmen wir uns dem Antrag auf Feststellung einer Schwerbehinderung. Die nächsten Artikel betrachten, zu welchen Leistungen ein Schwerbehindertenausweis berechtigt und wie sich eine Schwerbehinderung steuerlich auswirken kann. Jeder Artikel endet mit praktischen Downloads und Links zum Thema. Los geht’s!
Frank Neumann ist evangelischer Klinikpfarrer am Universitätsklinikum Münster (UKM) und betreut die unterschiedlichsten Patienten – darunter auch Menschen, die sich durch ihre Krankheit mit ihrem Glauben oder mit Gott befassen. Darüber sprach Pfarrer Neumann auf der diesjährigen Tagung auch mit seinen Arbeitskreis-Gästen. Wie ist die Gruppe an dieses schwierige Thema herangegangen? Oder war es vielleicht gar nicht so schwierig?
Zum Schutz vor Schlägen und Stößen
In Baden-Württemberg werden besonders viele Patente angemeldet. Eines davon geht auf den Stuttgarter Orthopädietechniker-Meister Thomas Maas zurück. Es ist eine individuell angepasste Orthese für ICD-Träger und Schrittmacher-Patienten. Der elastische Schutzgurt mit Polster und Schulterring schirmt das implantierte Gerät von außen gegen Schläge und Stöße ab: beim Sport, bei der Arbeit, auf dem Fahrrad, beim unvermittelten Bremsen.
Grundsätzlich kann man Grapefruits wohl als gesunde Nahrungsmittel bezeichnen. Stimmt auch – gäbe es da nicht ihre Wirkung auf eine stattliche Reihe von Arzneimitteln. Forscher haben festgestellt, dass die Früchte einen Stoff enthalten, der die Wirkung bestimmter Arzneimittel enorm verändern kann. Zum Teil mit gefährlichen Folgen. Da viele häufig verschriebene Arzneimittel mit der Zitrusfrucht reagieren, empfiehlt die Pharmazeutin Isabel Waltering allen Defi-Patienten vor dem Verzehr von Grapefruits die Überprüfung ihrer Medikation durch einen Arzt oder Apotheker.
Für junge Menschen mit ICD gibt es eine Broschüre (PDF-Datei), die jeder kostenlos downloaden kann. Sie beantwortet erste wichtige Fragen rund um die Implantation und das Leben mit einem Defi.
Junge Menschen, die sich persönlich oder gemeinsam mit ihren Eltern über ihr Leben mit dem Defibrillator austauschen wollen, laden wir außerdem ein, unsere Jahrestagung am 4. und 5. März 2017 zu besuchen. Sie ist ein Forum für Menschen jeden Alters und geht diesmal mit einem eigenen Arbeitskreis speziell auf das Familienleben mit jungen Defi-Patienten ein.
Arbeitskreis "Erste Hilfe im Alltag" mit Rüdiger Körmann, Soest und Werner Nolte, Münster
Rüdiger Körmann und Werner Nolte hatten für den Arbeitskreis Erste-Hilfe menschengroße Puppen mitgebracht. An ihnen demonstrierten die beiden ausgebildeten Lebensretter zum Beispiel, wie man einer leblosen Person effektiv hilft. Ihr Arbeitskreis stand gleich zwei Mal auf dem Programm und war sowohl Samstag als auch Sonntag gut besucht. Vielen Teilnehmer_innen wurde im Rahmen der Gespräche auch noch einmal bewusst, wie lange ihr letzter Erste-Hilfe-Kurs bereits zurückliegt. Und wie wichtig es ist, das eigene Wissen für eine Notsituation regelmäßig aufzufrischen.
Arbeitskreis Informationen zum Schwerbehindertengesetz mit Ralph J. Jurisch
Rechtsanwalt Ralph Jurisch gab den Teilnehmer_innen seines Arbeitskreises seine langjährigen Erfahrungen rund um die Beantragung einer Schwerbehinderung weiter. Dazu gehörte vor allem ein Überblick über die Antragstellung und das rechtliche und gerichtliche Verfahren – aber auch über mögliche Widersprüche und Klagen. Anschließend ging Ralph Jurisch auf die Abschnitte der Versorgungs-Medizin Verordnung ein, die sich speziell auf Menschen mit Herz- und Kreislauferkrankungen beziehen. Vor allem aber beantwortete Ralph Jurisch präzise und kenntnisreich alle Einzelfragen, die aus dem Plenum kamen. Umfangreich aufgeklärt, endete nach 90 Minuten ein Arbeitskreis, in dem der Referent es bestens verstand, komplizierte rechtliche Sachverhalte verständlich zu erläutern.
Zehn Sekunden bevor seine Straßenbahn einfährt, bricht Frank Detlev Busch an der Haltestelle zusammen und erleidet einen Plötzlichen Herztod. „Gott sei Dank“ sagt er, „ist damals ein Arzt ausgestiegen.“ Der stämmige Zwei-Meter-Mann sitzt am Tisch und während er seine Geschichte erzählt, erweckt er kein einziges Mal den Eindruck, dass er mit seiner Situation hadert. Im Gegenteil: Frank Detlev Busch erzählt mit fröhlichem Ton und lächelnden Augen. Das ist umso erstaunlicher, wenn man beobachtet hat, wie er – immer wieder kurz vor dem Stolpern und nach Gleichgewicht ringend – an den Interviewtisch gelangt ist. Denn Frank Detlev Buschs Geschichte fängt mit der Rettung an der Straßenbahnhaltestelle eigentlich erst an.
Dr. med. Wiebke Dohrn
Schlafstörungen sind weit verbreitet und schnarchende Bettnachbarn sind mitunter laut und störend. Viele Paare entscheiden sich in so einem Fall für getrennte Betten. Dies ist eine Methode, der Störung auszuweichen. Das Schnarchen selbst hört aber dadurch nicht auf. Und manchmal sind diese nervigen Geräusche auch nur die Vorstufe einer Apnoe – einer »Nicht-Atmung«. Dr. Wiebke Dohrn kennt dieses Phänomen. Sie geht am Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin in Solingen täglich mit schlafgestörten Patienten um. Mit den Teilnehmer_innen sprach sie insbesondere über die obstruktive Schlafapnoe. Sie ist mit 90% die am weitesten verbreitete Form der schlafbezogenen Atmungsstörungen. Zwei bis vier Prozent der Gesamtbevölkerung leiden an ihr – Männer ab dem 40. Lebensjahr sogar zu 20 bis 40 Prozent.
Der Begriff der Schlafhygiene fasst alle Maßnahmen und Verhalten zusammen, die einen gesunden Schlaf fördern. Auch ICD-Patienten können von den Vorschlägen und Tipps für einen gesunden Schlaf profitieren. All diese Tipps sind übrigens nicht dazu gedacht, auf die ein oder andere lieb gewonnene Gewohnheit zu verzichten und ein fades, ödes Leben zu führen. Sie sollen im Gegenteil dabei helfen, dass auf eine gute Nacht ein aktiver und erfüllter Tag folgen kann.
Damit der Körper in einem gleichen biologischen Rhythmus bleiben kann, sollte jeder versuchen, regelmäßig zur gleichen Zeit aufzustehen und zu Bett zu gehen.
Schlafphasen von mehr als acht Stunden pro Nacht oder längere Schlafphasen während des Tages können Schlafstörungen verstärken. Ein »Tages-Nickerchen« sollte vor 15 Uhr stattfinden, und nicht länger als 30 Minuten dauern. Dann hebt es nicht nur die Stimmung, sondern verhindert auch Einschlafstörungen am Abend.
Alkohol hilft zwar manch einem beim Einschlafen, beeinträchtigt aber in der Regel das Durchschlafen. Dies gilt besonders für die zweite Nachthälfte. Trinken Sie deshalb etwa zwei Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol mehr.
Sport ist gesund – beeinträchtigt aber bei vielen Menschen den Schlaf, wenn er zu spät am Abend betrieben wird. Ähnlich wie Kaffee und Nikotin regt der Sport das sympathische Nervensystem an und sorgt damit für Stress. Bis die Aktivität des sympathischen Nervensystems wieder im »Normalzustand« ist, dauert es mehrere Stunden. Auch andere körperliche oder geistige Belastungen sowie belastende Gedanken können den Schlaf beeinflussen. Eine Pufferzone zwischen Alltag und Zubettgehen zu schaffen, kann hier helfen. Belastende Gedanken sind auch in einem Notizbuch oder Tagebuch gut aufgehoben.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – deshalb können Rituale helfen, den Körper auf das Schlafengehen vorzubereiten. Ob Sie die Heizung ausdrehen oder die Haustüre abschließen, die Zähne putzen oder den Schreibtisch aufräumen, spielt keine Rolle. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Länger als 30 Minuten sollte das Ritual jedoch nicht dauern.
Wenn Menschen ohne eine Schlafstörung ein Bett sehen, stellt sich ihr Körper auf das Zubettgehen ein: der Blutdruck sinkt und sie werden müde. Bei Menschen, die das Bett außer zum Schlafen und für sexuelle Aktivitäten auch zum fernsehen, essen oder grübeln benutzen, verändert sich die Bedeutung dieses Ortes: sie verbinden ihn zunehmend mit anderen Aktivitäten – auch mit negativen. Bei Menschen mit chronischen Schlafstörungen kann es passieren, dass schon der Anblick eines Betts den Blutdruck steigen lässt – oder mit anderen Worten Stress verursacht.
Viele Menschen werden nachts wach und überlegen, was sie tun sollen: aufstehen oder liegen bleiben? Hier gilt: Wer das Wachliegen als quälend empfindet, sollte aufstehen und einer ruhigen Beschäftigung nachgehen. Dabei sollte das Licht nicht hell sein, da helles Licht zusätzlich wach macht und sogar die innere Uhr verstellen kann. Weil der Blick auf die Nachttisch-Uhr ebenfalls Stress auslösen kann (»Drei Uhr – wie soll ich bloß morgen ausgeschlafen sein?«), empfiehlt es sich, den Wecker einfach umzudrehen. Wer das Wachliegen hingegen nicht als quälend empfindet, kann beruhigt liegen bleiben. In beiden Fällen ist es aber nicht angeraten, etwas zu essen. Der menschliche Körper hat ein gutes Gedächtnis und möchte schon nach kurzer Zeit immer wieder nachts gefüttert werden.
Nach dem Aufstehen ist es ideal, sich eine halbe Stunde dem Tageslicht auszusetzen. Das hilft, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu stabilisieren und die Stimmung aufzuhellen. Dies ist übrigens auch an einem bedeckten Tag immer noch deutlich heller als eine künstliche Raumbeleuchtung.
Für die Schlafhygiene förderlich ist schließlich auch die Atmosphäre im Schlafzimmer. Dazu gehören eine Zimmertemperatur von höchstens 18°, eine gute Matratze und möglichst viel Ruhe.
Text: Birgit Schlepütz
Quelle:
www.psychologie.tu-dresden.de ,
Reiner Wilkening, zusammengestellt nach: Müller & Paterok: Schlaftraining. Ein Therapiemanual zur Behandlung von Schlafstörungen